Künstlermarketing auf Instagram - so geht's

Meine Tochter Anja Mutschler hat eine fünfteilige Serie verfasst, auf der sie ihre Erlebnisse (und Abenteuer) in der Social-Media-Welt verarbeitet. Hier gibt es eine Zusammenfassung:
Es ist viel passiert in den letzten Monaten und ich hätte Stoff für drei Geschichten. Nun will ich aber meine Reihe "Meine Story mit Insta" - (5 Teile) endlich einmal fertig bekommen. Denn nach fünf Monaten und rund 3.000 Followern sowie 4 Ausstellungen (Stand heute) haben wir - also mein Vater, der Künstler Michael Mutschler und ich - unser Ziel eigentlich schon erreicht: wieder mal ne Ausstellung machen.

Ich wurde jetzt mehrfach gebeten, zu sagen, wie man das macht. Welchen Plan wir dabei haben. Nun ja. Plan. Ich sage mal, Learnings habe ich. Denn unser Ziel war eher lose gesteckt.
  • Seid greifbar. Unbedingt und das gilt immer: schimmert als Person durch. Macht es den Leuten so einfach wie möglich zu entscheiden, ob sie euch gut oder bescheiden finden. Dazu gehört auch die operative Normalität. Nach fast sechs Monaten hat sich bei uns eine gewisse Übung im Doing eingeschlichen. Eine "News" oder eine (professionelle) Fotografie eines Kunstwerks mit (bisweilen längerem) Text, meinungsstark, emotional, selbstironisch oder auch mal tagesaktuell. Im Prinzip mein Job. Unsere Taktung: 1-2 täglich, besonders Donnerstag-Sonntag; da das Publikum international ist: morgens und/oder abends, Sprache: Deutsch oder Englisch, besser nicht mischen innerhalb eines Posts. Hashtags - ich habe verschiedenes versucht, aber der Unterschied hielt sich im Rahmen, weswegen ich mittlerweile nicht mehr glaube, dass man mit Hashtagging wirklich sein Publikum ausweitet. Das Story-Tool scheint mir da sinnvoller, aber wir reizen es noch nicht ganz aus. Ich denke, dass wir für den Zeitafuwand, den wir betreiben, die magische 80%-Hürde gerissen haben - wir machen also mehr richtig als falsch. Mit zu viel Perfektion wird's nämlich auch nix - Trial and error ist das schönste Internetgesetz. Denn, was interessiert mich mein Post von gestern (gute Bilder bringen wir öfter, klaro!).
  • Seid mehr als 1 - Nicht nur aus zeitlichen Gründen. Es ist gut, wenn ihr Struktur & Kreativität auf mehrere Schultern verteilt. Gerade Künstler innen würde ich das immer raten: Ihr seid zu nahe dran am Sujet. Social Media ist Eigenwerbung, eure Stärke besteht aber in der Regel darin, dass ihr mit Demut auf die Welt schaut. Daher braucht wohl jeder Kunstschaffende vor allem eins - eine n Manager in. Jemanden für die Crowd und jemanden für die Strategie - eine Zweiteilung, die ich aber prinzipiell interessant finde.
  • Seid überzeugt von dem, was ihr tut. Das ist natürlich ein Nullsatz, denn er gilt für nahezu alles, was ihr macht / öffentlich vertreten müsst. Ich meine damit: Seid es bis in die letzte Pore, fühlt den Vibe in den Fingerspitzen, brennt dafür und freut euch vollen Herzens über jeden Kommentar, Nachricht, Like und Emoji. Es hilft natürlich, wenns auch wirklich gut ist, was ihr zu zeigen habt :) - gut im Sinne von einzigartig, nicht austauschbar. Das können Memes, Fotos oder Kunstwerke sein - wichtig ist eine Werkgeschlossenheit.
  • Seid nicht so eitel! Redet mit den Leuten. Jetzt mal ehrlich: Die meisten Leute sind nicht auf Instagram, weil sie anderen applaudieren, sondern weil sie selbst etwas teilen wollen. Den größten Fehler, den die meisten mit den "paar Hundert" Followern machen, die eigentlich gerne "vierstellig" sein wollen, ist, darauf zu warten, dass man sie entdeckt. Ne. Ihr müsst schon rausgehen - liken, kommentieren und loben, loben, loben. Natürlich in eurer Zielgruppe (bei uns z. B. Künstler/Kunstliebhaber/Galerien). Likt, was eure Audience mag (friends of a friend), dann erreicht ihr am schnellsten die richtigen Accounts. 
  • Seid positiv. Hört man als Deutsche r nicht so gern, ick weeß. Aber Instagram ist nicht der Ort für kritische Diskussionen (dafür gibt es Twitter und Reddit). Der tiefere Sinn des Likes ist eigentlich ehrliche Zuwendung. Das kann man in jeder gut funktionierenden Gruppe sehen. Kein nüchternes Quid pro quo, sondern ein Tausch von Herzenswärme. Die hohe Zahl der netten, kleinen Zuschriften zeigen mir, dass die zugewandte Persona meines liebenswerten Vaters auf Instagram und Facebook sein Publikum findet. Interessant fand ich ja von Anfang an, dass er als alter 68er den Dialogcharakter der Sozialen Netzwerke erkannt hat (sein privater Facebook-Account kratzt schon an der magischen 5.000-Grenze) und sich freut, wenn andere sich freuen.
  • Nutzt Feature-Angebote & Werbeanzeigen. Wir sind, seit einigen Wochen aus mir immer noch unerfindlichen Gründen, für Promotions geblockt. Das ist schade, die sind nämlich recht effizient. Ich habe mich eine Zeitlang ziemlich aufgeregt darüber, aber, ach, ich habe eigentlich Wichtigeres zu tun. Vielleicht hatte der Bot auch nur schlechte Laune, was weiß denn ich. Sperrung, weil: Posts enthielten Politisches, Nacktes - mein penetranter Verweis auf die Kunstfreiheit half - eher nicht so. (Merke: Instagram und Facebook sind kein unabhängiges Medium, sondern ein Unternehmen mit enger Policy). Aber andererseits gibt es zahllose Angebote, um sich featuren zu lassen - und das bringt's schon. Meine Meinung: Native Advertisement funktioniert im richtigen Kontext eigentlich immer.
Das sind die wichtigsten Learningss aus meiner (bisherigen, knapp halbjährigen) Story mit Insta. Für den Abschluss der hiesigen Insta-Folge habe ich mir nun jenen Moment herausgesucht, der den "Übersprung vom Digitalen ins Analoge" zeigt. Das heißt in der Kunst - die Bilder in Galerien, Ausstellungen und auf Messen bringen. Et voilà ... wir befinden uns im Juni-Juli-August 2019.

Alle 5 Teile, wie wir meine Künstlerreise mit Instagram beschleunigt haben, finden Sie hier: http://dietextkultur.de/mutschlers-blog/
Vorhergehende
Myeong-Hee Kim about the artist Michael Mutschler
Nächste
Interview-Michael-Mutschler-Kunstmesse-Leipzig-2019

Keine Antworten

Email again: